Zum 250. Geburtstag:
Joseph von Hammer-Purgstall
Ein Pionier der Orientalistik und Absolvent der Akademie
Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856) war ein herausragender österreichischer Orientalist, Diplomat und Historiker, der als Wegbereiter der Orientalistik in Europa gilt. Geboren in Graz, trat Hammer-Purgstall im Alter von 15 Jahren in die Orientalische Akademie, Vorläuferin der heutigen Diplomatischen Akademie Wien (DA), ein. Seine elf Jahre an der Akademie, zunächst als Schüler und später als Forscher, prägten seine wissenschaftliche und berufliche Laufbahn maßgeblich.
Die Akademie und ihre Rolle in Hammer-Purgstalls Ausbildung
Die heutige Diplomatische Akademie Wien wurde 1754 von Kaiserin Maria Theresia gegründet, um junge Männer für den diplomatischen Dienst im Habsburgerreich vorzubereiten, insbesondere für Einsätze im Orient. Die Akademie bot eine einzigartige Kombination aus Sprach- und Kulturstudien, die für Hammer-Purgstall in seiner späteren Karriere von unschätzbarem Wert war. Hier erlernte er mehrere orientalische Sprachen, darunter Arabisch, Persisch und Türkisch, und erhielt eine fundierte Ausbildung in den politischen und kulturellen Gegebenheiten des Nahen Ostens.
Zum hundertjährigen Jubiläum der Orientalischen Akademie hielt Hammer-Purgstall 1854 einen Festvortrag. In diesem erinnerte er unter anderem an den persischen Wahlspruch der Akademie, der auf Deutsch „Für Gott und den Kaiser“ lautete. Dieser Spruch ist seit 2007 wieder im Siegel und Logo der DA auf Farsi zu finden.
Hammer-Purgstalls Beitrag zur Orientalistik
Nach seinem Abschluss an der Orientalischen Akademie trat Hammer-Purgstall in den österreichischen diplomatischen Dienst ein und wurde 1799 nach Konstantinopel entsandt. Dort vertiefte er seine Kenntnisse der osmanischen Kultur und Sprache und begann mit der Sammlung und Übersetzung wichtiger orientalischer Texte. Seine Aufenthalte in Konstantinopel und anderen orientalischen Städten ermöglichten ihm den direkten Zugang zu Quellen und Fachleuten, was seine wissenschaftlichen Arbeiten stark bereicherte.
Hammer-Purgstall veröffentlichte zahlreiche bedeutende Werke über die Geschichte, Literatur und Religion des Orients. Sein bekanntestes Werk - die "Geschichte des Osmanischen Reiches" - war die erste umfassende Darstellung der osmanischen Geschichte in einer westlichen Sprache und trug erheblich zum Verständnis für diesen Teil der Welt in Europa bei. Neben seinen historischen Studien übersetzte er auch wichtige literarische Werke aus dem Arabischen, Persischen und Türkischen ins Deutsche, darunter die Gedichte des persischen Dichters Hafis. Diese Übersetzungen machten die orientalische Literatur einem breiteren europäischen Publikum zugänglich und förderten den kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident.
Die Diplomatische Akademie Wien: Ein Zentrum der Exzellenz
Die Diplomatische Akademie Wien, die heute als postgraduale Lehranstalt für internationale Beziehungen, Politikwissenschaft, Recht, Wirtschaft und Sprachen bekannt ist, hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Wandlungen durchlaufen. Ihr ursprünglicher Fokus auf die Ausbildung von Diplomaten für den Orient legte den Grundstein für eine Institution, die heute Studierende aus aller Welt anzieht und ihnen eine akademische und praxisorientierte Ausbildung bietet. Etwas mehr als ein Drittel der Alumni der DA entscheidet sich heute für eine Karriere in der (internationalen) Privatwirtschaft, jeweils rund 20 Prozent arbeiten in diplomatischen Diensten bzw. internationalen Organisationen.
Hammer-Purgstalls Vermächtnis
Joseph von Hammer-Purgstalls Zeit an der Orientalischen Akademie war der Beginn einer bemerkenswerten Karriere, die die Orientalistik in Europa nachhaltig prägte. Seine wissenschaftlichen Arbeiten und Übersetzungen trugen maßgeblich zum Verständnis und zur Wertschätzung der orientalischen Kulturen bei. Die Diplomatische Akademie Wien, inspiriert durch Persönlichkeiten wie Hammer-Purgstall, bleibt ein bedeutendes Zentrum für die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte und fördert die Werte des internationalen Dialogs und der interkulturellen Zusammenarbeit.